Geschichte

Zur Geschichte des Ortsteils Henrichenburg

Das Ende der Selbständigkeit

schiffshebewerk-homepage 2Am 1. Januar des Jahres 1975 war Schluss mit der politischen Eigenständigkeit Henrichenburgs. Seither gehören wir – und die BecklemerInnen und BorghagenerInnen sind ausdrücklich mit einbezogen – aufgrund der zu diesem Zeitpunkt wirksam gewordenen kommunalen Neugliederung mit unserer Gemeinde zur Stadt Castrop-Rauxel. Die bis dahin kreisfreie Stadt wurde dem Kreis Recklinghausen einverleibt, dem wir Henrichenburger mit dem Amt Waltrop schon zuvor angehört hatten. Die Menschen im Ort waren damit zunächst nicht glücklich, haben sich jedoch inzwischen an die geographisch-politischen Gegebenheiten gewöhnt. Allgemein bevorzugte man damals wohl – und zwar quer durch alle Parteien – e inen Anschluss an Datteln oder Waltrop. Das hatte wahrscheinlich vor allem traditionelle Gründe. Die jeweiligen Ortszentren liegen auch kaum ferner als die Castroper Altstadt. Andererseits bestanden auch nicht so viele Beziehungen in die Europastadt. Die Emscher wurde eher als Trennungslinie empfunden, denn als gemeinsamer Fluss. Geschichtlich war hier die Grenze zwischen kölnischem und märkischem Gebiet.

Die historische Entwicklung bis dahin ist an der an dieser Stelle in gebotener Kürze wie folgt darzustellen:

Die erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1263

Der Ort bestand aus dem Kirchspiel und der Freiheit Henrichenburg und entwickelte sich aus haus henrichenburgden Ansiedlungen, die um das Haus Henrichenburg herum entstanden. Diese Burg wurde im Jahre 1263 erstmalig urkundlich erwähnt. Eigentümer war Arnold Ritter von Henrichenburg. Das Anwesen lag unweit nördlich der Emscher, die zum damaligen Zeitpunkt noch – völlig unbegradigt und fischreich – durch das heutige Ortszentrum floss. Die Burg bildete damals eine wichtige Befestigungsanlage am südlichen Rand des Vestes Recklinghausen an der Grenze zur benachbarten Grafschaft Mark. Um 1360 war das Haus im Besitz der Familie von Düngelen, die es 1382 dem Erzbischof von Köln als Offenhaus angetragen haben soll. Von 1400 bis 1424 war Bernd von Düngelen, danach dessen Sohn Burgherr. Eine Reihe von undatierten Schriftstücken belegen, dass Bernd von Düngelen etliche Güter in der Umgebung „verlehnt“ hatte. Im Jahre 1462 ging die Burganlage an Johan von Grimberg. Else von Uhlenbrock soll Haus Henrichenburg als Erbin im Jahre 1483 gegeben haben.
Bis zum Jahre 1725 bliebe die Burg im Besitz der Familie zu Gysenberg bevor das Anwesen von dem Hildesheimer Domherrn Arnold Robert von Gysenberg an Josef Clemens August von Westerholt verkauft wurde.
Rund 50 Jahre später – 1775 – erwarb Franziska Christina von Pfalz-Sulzbach (1696 – 1776), Fürstäbtissin von Essen und Thorn das Haus Henrichenburg von der Erbtochter des J.C.A. von Westerholt und deren Mann Ludolf Friedrich Adolf Freiherr von Bönen. Ausweislich des Kaufbriefes vom 24. September 1775 betrug der Kaufpreis 108000 Thaler. Nach dem Tode der Fürstin im Jahre 1776 ging die Burg als Teil der Fürstin-Christine-Stiftung in den Besitz des Waisenhauses Essen-Steele über.

Abriss der Burganlage 1787

Bereits 1787 mussten die baufälligen Gebäude der Burganlage abgetragen werden. Der umrisse burgKomplex des Gutes erhielt – mit dem noch immer erhaltenen Haus Henrichenburg auf der Südseite der Emscher – ein neues Zentrum. Dabei fanden noch brauchbare Materialien der alten Burganlage Verwendung.
Noch im Jahre 1787 wurde ein Plan der Burg angefertigt. Danach ist davon auszugehen, dass die Burg zuletzt aus einer Vorburg und einer quadratischen Hauptburg bestand. In der Vorburg befanden sich die Wirtschaftsgebäude, während es sich bei der Hauptburg um eine größere Vierflügelanlage mit Außentürmen an zwei der vier Ecken handelte. Einer dieser Türme soll mittelalterlichen Ursprungs gewesen sein. Im Innenhof hat es wohl einen kleineren Turm mit Treppenaufgang befunden haben.

In offiziellen Stellungnahmen aus der Mitte der 1990er Jahre heißt es, dass der genaue Standort der Burg im Laufe der Zeit mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Alte Henrichenburger sagen allerdings, dass derartige Behauptungen als Unsinn bezeichnet werden müssen, da der Standort eigentlich immer im Wesentlichen bekannt gewesen sei. Festzustellen ist in diesem Zusammenhang, dass beim Bau des Rhein-Herne-Kanals im Zuge der Ausschachtungsarbeiten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch Funde gesammelt worden sein dürften, die auf die Burganlage schließen ließen.

Wiederentdeckung der Fundamente

Tatsächlich reiften seit Anfang der 1990er Jahre – also deutlich nach der Eingemeindung der Gemeinde Henrichenburg zu Stadt Castrop-Rauxel – Pläne zur Bebauung der Fläche südlich des Rhein-Herne-Kanals östlich der Freiheitsstraße und niemand will an den Standort der Anlage gedacht haben. Anfang 1994 stießen dann Bauarbeiter bei Baggerarbeiten auf Stücke, die eindeutig auf einen archäologischen Fund hinwiesen. Es fanden sich Porzellanscherben und Holzstücke und sogar Teile einer alten hölzernen Wasserleitung aus dem Jahre 1680. Die herbeigerufenen Archäologen des Münsteraner Amtes für Bodendenkmalpflege bezeichneten die Henrichenburg gar als „archäologische Perle“. Der gute Zustand der Überreste erklärt sich aus der Tatsache, dass der hohe Grundwasserstand für eine gute Konservierung sorgte. Viele Fundstücke geben Einblicke in die Vergangenheit des Dorfes. Es lässt sich nachvollziehen welche Tiere während des Mittelalters hier lebten und welche Baumarten existierten. Die Außenmauern waren zwei Meter stark, Innenwände erreichten noch 175 Zentimeter. Die Vorburg wurde auf Pfählen gegründet.
Inzwischen hat man die Funde bzw. das Landschaftsdenkmal geschützt, in dem freigelegte Spuren mit Aushub bedeckt wurde. Der Grundriss der Burg ist jedoch mit Hecken nachempfunden worden und lässt die Geschichte bei einem Besuch aufleben.

Entwicklung der Verwaltung

Bis 1802 waren das Domkapitel und die Abtei Essen im Kirchspiel Henrichenburg begütert. Durch Säkularisation kamen die geistlichen Güter an den Herzog von Arenberg.
1811 kam Henrichenburg als Gemeinde unter die Hoheit des Großherzogtums Berg. 1815 gelangte es wie das kurkölnische Vest Recklinghausen an Preußen. Henrichenburg wurde sodann Waltrop zugeteilt. Nach Einführung der Bürgermeistereien unter preußischer Herrschaft wurde Henrichenburg zunächst der Bürgermeisterei Datteln unterstellt. Im Jahre 1957 erfolgte dann die Bildung des Amtes Waltrop, dem Henrichenburg (s.o.) als selbständige Gemeinde bis zum 31.12.1974 angehörte. Im letzten Rat der selbständigen Gemeinde hatte die CDU zehn Sitze, die SPD sieben Sitze und die im Dorf traditionell starke FDP zwei Sitze. Letzter Bürgermeister war Heinrich Wiesmann (CDU), sein Stellvertreter Gustav Kloß (SPD). Beide waren ab der Kommunalwahl im Jahre 1975 noch Mitglieder des Rates der vergrößerten und nunmehr kreisangehörigen Stadt Castrop-Rauxel. Aus Henrichenburg gehörten nach 1975 außerdem Bernhard Holtröhr (SPD), Hans Hölter (CDU) und Anton Hüllenkremer (FDP) an.

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Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus

Die alte Henrichenburger Kirche hat vermutlich bereits als Filialkirche von St. Peter in Recklinghausen im ausgehenden 13. Jahrhundert bestanden. Im Gegensatz zu den anderen katholischen Kirchengemeinden in Castrop-Rauxel, die Bistum Paderborn zugewiesen sind, gehört die Pfarrkirche St. Lambertus in Henrichenburg nach wie vor zum Bistum Münster. Auch Hanbinghorst gehört übrigens bis 1913 (damals wurde die Pfarrkirche St. Josef eingeweiht) zur katholischen Henrichenburger Kirchengemeinde. Die Habinghorster Kirche wurde erst 1960 aus der Diözese Münster ausgegliedert und Paderborn zugeschlagen.

 

 

 

 

 

 

Vereine und Verbände

Geprägt worden ist der nunmehr jüngste Ortsteil Catstrop-Rauxels traditionell durch Vereine und Verbände, die hier sicherlich nicht in dem ihrer Bedeutung angemessenen Umfang dargestellt werden können.

TuS Henrichenburg

Von Bedeutung war in Henrichenburg stets der Turn-und Sportverein, der sich nach wie vor zumindest hauptsächlich dem Fußball verschrieben hat. Der Verein wurde im Jahre 1932 in der Gaststätte Böhmer an der Recklinghauser Str. (heute Suderwicher Str.) in Becklem gegründet, nachdem es seit 1922 bereits zwei andere Vereine gab. 1935 war bereits die 1. Kreisklasse erreicht. Während des Zweiten Weltkrieges ging der Verein mehr oder weniger unter und musste im Jahre 1952 in der Gaststätte Döttelbeck (nahe der Kanalbrücke an der heutigen B 235) neu gegründet werden. Im Juni 1954 wurde der neue Sportplatz an der Lambertstraße in Betrieb genommen, 1960 spielten die Henrichenburger wieder in der 1. Kreisklasse mit.
Seit 1973 unterhält der TuS auch eine Turn-und Gymnastikabteilung.
Im Jahre 1995 gab es die erste Mädchenmannschaft.

Freiwillige Feuerwehr

freiwillige feuerwehrNach intensiven Vorgesprächen gelang es bereits im Jahre 1907 im Lokal des Wirtes Hennigfeld in Henrichenburg eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Erster Brandmeister  der 27köpfigen Truppe war Heinrich Send, sein Stellvertreter Peter Klein.
Bis zu diesem Zeitpunkt half man sich in der ländlich geprägten Bevölkerung so gut wie möglich, aber es fehlte an professioneller Organisation. Zwischen 1898 und 1906 waren verschiedene Großbrände u.a. im Saal der Gaststätte Wartburg, auf Haus Henrichenburg, auf dem Bauernhof Hartmann und dem Bauernhof Kemper zu verzeichnen. Im Jahre 1895 hatte die Gemeinde immerhin zwei Handpumpen angeschafft. 1906 hatte der damalige Amtmann Schwarthoff gemeinsam mit dem Gemeindevorsteher Schulte-Strathaus ein Ortsstatut erlassen, mit dem alle Männer zwischen dem 18. und dem 50. Lebensjahr verpflichtet wurden, in einer Brandwehr zu helfen.
Nach der Gründung ging es dann systematisch an den Aufbau: 1908 wurde an der alten Kirche ein Steigerturm errichtet, der allerdings 1919 abgebrochen werden musste.
1909 wurden in Becklem, Borghagen und Henrichenburg drei Feuerwehrstellen festgelegt.
1923 gab es den ersten pferdebespannten Mannschaftswagen, 1924 kam ein Schlauchwagen dazu, am 23. Mai 1927 wurde der Grundstein zum Gerätehaus gelegt. Die Einweihung des Gerätehauses mit Steigerturm erfolgte am 1. Juli 1928. Das erste Motorfahrzeug wurde 1928 angeschafft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war festzustellen, dass Ausrüstungsgegenstände und Fahrzeuge weitgehend abhanden gekommen waren und im Oktober 1945 veranlasste der damalige Bürgermeister Ludwig Kleinalstede die Neuorganisation der Wehr. 1948 stand wieder ein Motorfahrzeug – aus Wehrmachtsbeständen – zur Verfügung.
Becklem wurde 1954 an das zentrale Wassernetz angeschlossen. Seither war dort eine gute Wasserentnahme über Hydranten gesichert. In den darauf folgenden Jahren wurden Ausrüstung und Fuhrpark zunehmend modernisiert. Den politischen Gegebenheiten entsprechend bildet unsere Dorffeuerwehr seit Beginn des Jahres 1975 den „Löschzug 4 Henrichenburg“ der „Freiwilligen Feuerwehr Castrop-Rauxel“.

Der Schützenverein

Kaum wegdenken kann man sich natürlich den Allgemeinen Bürger- und Schützenverein aus dem gesellschaftlichen Leben der Henrichenburger. Eine Schützenfahne aus dem Jahre 1774 beweist, dass es den Verein zumindest zum damaligen Zeitpunkt gegeben hat. Bekannt ist eine „Wiedergründung“ am 28.10 1928, in der jedoch schon Bezug genommen wurde auf Ereignisse in den 30 Jahren zuvor. Zum damaligen Zeitpunkt gab es bereits die Aufteilung des Schützenbataillons in drei Kompanien. In der Zeit der NS-Diktatur wurden die Aktivitäten eingestellt. Erst imJahre 1969 erfuhr der Verein eine weitere Neugründung. Vorsitzender war Karl-Heinz Winkelmann.