Geschichte der SPD Henrichenburg

Verfasser: Burkhard Kapteinat

 

Gründung der Partei nach dem Zweiten Weltkrieg

Protokolle liegen uns erst seit 1945 vor, so dass wir zu ersten Gründungen von SPD-Ortsvereinen in der Gemeinde bislang nur wenig sagen können. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass es bereits vor 1933 einen SPD-Ortsverein in Henrichenburg gegeben hat. In einem Protokoll vom 07.02.1954 heißt es:

„Bei der Auflösung der Partei im Jahre 1933 bestand die Partei aus 17 Genossen und neun Genossinnen. Davon sind drei noch heute in der Ortsgruppe.“ (Wenn uns Leser dieses altes protokollHomepage-Artikels weiter helfen können, so sind wir für jeden Hinweis zur Ergänzung dankbar)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung von der Nazidiktatur trafen sich am 30.07.1945 u.a. Franz Bender, Wilhelm Holtröhr, Franz Tüllmann und Ignatz Schmitz zu Vorbereitung der Gründung einer Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Henrichenburg. Aus diesem Kreis wurden dann auch bereits am 21.10.1945 gegenüber der britischen Militärregierung Vorschläge für einen Verwaltungsbeirat unterbreitet.

Zur Gründungsversammlung kam es am 09.12.1945. Im Vorstand fanden sich folgende Personen:

Vorsitzender Franz Bender
stellv. Vorsitzender Paul Nowatzki
Schriftführer Franz Tüllmann
stellv. Schriftführer Wilhelm Rüther
Kassierer Ignatz Schmitz
stellv. Kassierer Wilhelm Holtröhr

Es gab regelmäßige Monatsversammlungen und im Vordergrund stand ganz offensichtlich die Mitwirkung beim Aufbau des kommunalen Gemeinwesens. Darüber hinaus hatte aber auch die Fortbildung einen hohen Stellenwert. Zu den Zusammenkünften waren regelmäßig auswärtige Referenten eingeladen.

 

Erste Kommunalwahl 1946

Im  April 1946 befasste man sich im SPD-Ortsverein mit den „Aufgaben der Partei bei den kommenden Wahlen“. Als Kandidaten wurden benannt: Franz Bender, Franz Tüllmann, Ignatz Schmitz, Franz Lautwein, Wilhelm Winterberg, Clemens Köhler, August Puppe, Paul Nowatzki, Heinrich Hüser, Josef Knipping, Stanislaus Pietschak, Wilhelm Rottmann, Waldemar Schmidt und Wilhelm Mährmann.

In der Vorstandssitzung im Mai 1946 war man sich darüber einig, dass der Bürgermeister bei der  Kommunalwahl der CDU zu überlassen sei, während die Sozialdemokraten den stellvertretenden Bürgermeister beanspruchten. Die Monatsversammlung der „Ortsgruppe“ war im Mai 1946 immerhin von 46 Mitgliedern besucht, einer aus heutiger Sicht sicherlich beeindruckenden Anzahl von Menschen.

Bei der Kommunalwahl 1946 war dann folgendes Ergebnis zu verzeichnen:

CDU: 1858 Stimmen

SPD:  1212 Stimmen

KPD:      77 Stimmen.

Erster Bürgermeister der Gemeinde wurde Ludwig Kleinalstede (CDU), sein Stellvertreter August Puppe (SPD).

Festzustelllen ist, dass sich vergleichsweise viele Menschen in Henrichenburg offensichtlich kurz  nach der erlebten Diktatur relativ früh zu der ältesten demokratischen Partei – der SPD – bekannten, obwohl das Dorf vorwiegend ländlich und katholisch geprägt war. Ende 1947 hatte der Ortsverein insgesamt 133 Mitglieder, Ende 1949 noch 120, am 1. Januar 1951 noch 68 und am 1.Juli1952 – zu diesem Zeitpunkt war Adenauer schon fast drei Jahre Bundeskanzler –  war der Mitgliederbestand auf 57 Genossinnen und Genossen geschrumpft. Ende 1963 hatte der SPD-Ortsverein noch 49 Mitglieder. Mit 65 Genossinnen und Genossen am 31.12.1970 ging es dann mit wachsender Bevölkerung wieder bergauf.

Im Januar 1950 wechselte die Ortsvereinsführung – zumindest vorübergehend. August Puppe wurde  Ortvereinsvorsitzender, Otto Schneider Stellvertreter. Im April 1951 legte August Puppe das Amt jedoch wieder nieder und Franz Bender übernahm erneut den Vorsitz. Bender nahm im Rahmen der Generalversammlung am 07.02.1954 zur Struktur des SPD-Ortsvereins Stellung:

„Die Ortsgruppe besteht nur aus Arbeitern. Der Mittelstand hält sich fern.“

Wenn man sich die Struktur des Zusammenschlusses von Castrop-Rauxels nördlichsten Sozialdemokraten heute anschaut, so hat sich zumindest hinsichtlich der Zusammensetzung der Mitglieder ein Wandel vollzogen. Es sind unterschiedlichste Berufsgruppen vertreten.

Im Rahmen der kommunalpolitischen Arbeit galt das Interesse der Genossen in den 1950er Jahren noch Themen wie dem Anschluss Becklems an die öffentliche Wasserversorgung, der Errichtung eines Sportplatzes und dem Bau einer neuen Trauerhalle.

 

Ziele aus dem Jahre 1956

In einem Flugblatt des SPD-Ortsvereines zur Kommunalwahl im Jahre 1956 heißt es u.a.:

„Die Sozialdemokratische Partei in Henrichenburg ist der Ansicht, daß alle Wählerinnen und Wähler Anspruch darauf haben, über die wichtigsten Ereignisse und Beschlüsse innerhalb der Gemeindevertretung und über die Tätigkeit der einzelnen Fraktionen unterrichtet zu werden. Die Gemeinderatsfraktion der Sozialdemokratischen Partei war trotz ihrer Minderheit der Motor im Parlament. Dies bestätigt ein Ausspruch des Herrn Bürgermeisters Kleinalstede, der, als er bei seiner Fraktion kein Gehör fand, sich vertrauensvoll an die SPD gewandt hat und später sagte: „ Hätten wir nicht eine solch tatkräftige SPD-Fraktion, müßte ich die Segel streichen.!“ Erst durch die Bemühungen und Verhandlungen des Fraktionsvorsitzenden der SPD sind die Mittel vom  Landkreis bereitgestellt worden, um die Gemeinde lebensfähig zu erhalten. Unter anderem wurde mit diesen Mitteln folgendes vollbracht:

–         Bau einer Leichenhalle, hierbei ist besonders die Initiative des sozialdemokratischen Gemeinderates August Puppe hervorzuheben;

–         Toilettenanlagen in der Lambertusschule

–         Wasserleitung in Becklem zum Abschluß gebracht

–         Finanzierung und Fertigstellung der Hagenstraße

–         Fertigstellung des Sportplatzes und Sicherstellung der Unterhaltungskosten.

Die Mitglieder der SPD-Fraktion waren sich ständig ihrer Verantwortung bewußt und konnten  durch ihr Verhalten beweisen, daß die ständigen Vorwürfe, sie sei kirchenfeindlich, völlig aus der Luft gegriffen sind. Als Beispiel können wir anführen, daß auf Antrag der SPD-Fraktion die Zuwendungen für die katholischen Schwestern am Ort erhöht wurden und, daß für weitere katholische Einrichtungen erhöhte Mittel bereitgestellt wurden. Wir bitten, alle Wählerinnen und Wähler von Henrichenburg, ihr Vertrauen den Kandidaten der SPD zu schenken…“

Zu den jährlichen gesellschaftlichen Höhepunkten zählten die Veranstaltungen zum 1.Mai, die traditionell bis Anfang der  1980er Jahre am Vorabend mit einer Tanzveranstaltung in der Gaststätte  „Wartburg“ gefeiert wurden.

Franz Bender gibt den Staffelstab weiter

Mitte Juli 1959 legte Franz Bender sein Amt als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins aus gesundheitlichen Gründen nieder. In der darauf folgenden außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde er zum – bis heute einzigen – Ehrenvorsitzenden gewählt.

Den Ortsvereinsvorsitz übernahm Bernhard Holtröhr, Stellvertreter wurde Gustav Kloß.

Die Reserveliste bei der Kommunalwahl 1961 wurde von den Mitgliedern Bender, Puppe, Holtröhr, Kloß, Winterberg, Noell, Schneider, Grützner und Rössner angeführt. Die SPD kam erneut zu vier Sitzen, sie errang acht Mandate.

Die Mitgliederversammlung beschloss am 13.Juni 1964, zukünftig auf die Bezeichnung „Genosse“ für  Mitglieder der örtlichen Partei zu verzichten. Fortan war in den Protokollen der darauf folgenden Jahre in der Regel von „Parteifreunden“ die Rede. Man wollte sich offensichtlich bewusst bürgerlich geben, wahrscheinlich in der Hoffnung, bei der konservativen Struktur der Gemeinde zu besseren Wahlergebnissen zu kommen.

1965 betrug die Anzahl der in Henrichenburg zu wählenden Ratsmitglieder bereits 19. Die CDU kam auf zehn, die SPD auf sechs und die F.D.P., die erstmals in den Rat einzog, auf drei Mandate.

 

Gründung der Arbeiterwohlfahrt

Seit spätestens 1965 gab es aus den Reihen des SPD-Ortsvereins starke Initiativen zur Gründung eines Ortsverbandes der Arbeiterwohlfahrt. Besondere Bemühungen hat es damals bereits von Heinz Reiher gegeben, der dann seit der Gründung am 29.01.1966 lange Jahre Vorsitzer war. Der AWO-Ortsverband hatte Anfang 1967 schon 37 Mitglieder.

Bereits seit 1968 diskutierten die Mitglieder des SPD-Ortsvereins intensiv über die anstehende kommunale Neugliederung. Zur Debatte stand zum damaligen Zeitpunkt noch ein freiwilliger Zusammenschluss mit der Stadt Waltrop. Im Rahmen der Erörterung innerhalb der Henrichenburger Sozialdemokratie war man sich darüber einig, dass es bei der anstehenden Abstimmung im Rat keinen Fraktionszwang geben dürfe. Im Hinblick, darauf, dass das Votum der beteiligten Gemeinden im Ergebnis lediglich empfehlenden Charakter für den nordrhein-westfälischen Landtag  hatte, war die Bedeutung der Entscheidung sicherlich nicht sehr hoch. Der Henrichenburger Gemeinderat stimmte mit 14 Stimmen für einen Zusammenschluss mit Waltrop, zwei Ratsvertreter sprachen sich im Rahmen der geheimen Abstimmung am 4.Mai 1968 dagegen aus. Darüber hinaus gab es zwei Enthaltungen. Die SPD-Fraktion hatte sich im übrigen zuvor für eine öffentliche Abstimmung ausgesprochen, wurde jedoch von CDU und F.D.P. überstimmt.

 

Erfolg bei der letzten Kommunalwahl der selbstständigen Gemeinde

Zur Kommunalwahl im Jahre 1969 trat die Henrichenburger SPD mit folgenden Kandidaten auf den ersten zehn Plätzen der Reserveliste an:

Holtröhr, Kloß, Brune, G. Kapteinat, Reiher, Schachtler, Lauterborn, Wendel, I. Kapteinat, Fechner.

Im Ergebnis erhielt die CDU bei der Kommunalwahl erneut zehn Sitze, die SPD konnte jedoch zulegen und errang sieben Mandate, so dass Bernhard Holtröhr, Gustav Kloß, Wilhelm Brune, Günter Kapteinat, Heinz Reiher, Hans Schachtler und Ludwig Lauterborn in den letzten Rat  der selbstständigen  Gemeinde Henrichenburg einzogen. Gustav Kloß wurde Fraktionsvorsitzender.  Nach  dem Willen der SPD-Fraktion sollte Wilhelm Brune das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters bekleiden. Die CDU, auf deren Stimmen im Rat man damals für die Wahl angewiesen war, war allerdings nicht bereit, den Vorschlag zu akzeptieren, und ein neues Ratsmitglied mit dieser Aufgabe  zu betrauen. Aufgrund dessen wurde das Amt ebenfalls von Kloß besetzt.

 

Die Ära unter Gustav Kloß

In der Jahreshauptversammlung des Jahres 1970 übernahm Gustav Kloß den Vorsitz des SPD-Ortsvereins Henrichenburg von Bernhard Holtröhr, der nicht mehr kandidierte. In unterschiedlichen Sitzungen befasste die Henrichenburger SPD sich bereits seit Ende der 1960er Jahre mit den aufzulegenden Bebauungsplänen „Winkelmannsfeld“ und „Becklem“. Anliegen der Sozialdemokraten war bereits zum damaligen Zeitpunkt, dass die Landschaft nicht unkontrolliert zugebaut wurde. Andererseits sollte dem Bedürfnis vieler Mitbürger nach Wohnraum in Henrichenburg Rechnung getragen werden. Der Bebauungsplan Becklem ist bekanntlich erst Jahrzehnte nach der Selbstständigkeit – im jetzigen Jahrtausend – umgesetzt worden.

Wichtig war der SPD der Schulneubau der damaligen „Hauptschule Borghagen“, heute „Grundschule Alter Garten“. Die Erschließung des Gewerbegebietes an der Mühlen- und Industriestraße fiel in dieselbe Zeit. Ausweislich der Protokolle der Ratssitzungen  bestand unter den Parteien hinsichtlich dieser Projekte  überwiegend Konsens.

 

Verjüngung des Ortsvereins und Generationswechsel

Nachdem es lange ebenso regelmäßige wie erfolglose  Bemühungen gab, eine Verjüngung der Ortsvereinsstruktur zu erreichen, kam es in den Jahren 1971/1972 erstmals zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten, was ab 1972 zu einer deutlichen Verjüngung des Ortsvereinsvorstandes führte. Gleichzeitig waren verstärkt Eintritte – vor allem von jungen Menschen – zu verzeichnen. In erheblichem Maße war das sicherlich auch auf bundespolitische Aspekte, insbesondere die Ostpolitik Willy Brandts zurückzuführen. Die Henrichenburger Sozialdemokraten bemühten sich darum, stärker in der Öffentlichkeit präsent zu werden. In der Folgezeit wurde ein Schaukasten installiert, Veranstaltung  wurden nicht nur in der Presse, sonder teilweise auch auf Plakatständern  bekannt gemacht. Zum Veranstaltungsangebot zählten nun auch regelmäßige politische Stammtische und Diskussionsrunden zur Erörterung von unterschiedlichen Standpunkten (Themen waren z.B. Mitbestimmungsmodelle, Bodenreform, Ausbildungsreform etc.). In den Versammlungen der Mitglieder traten regelmäßig die heimischen sozialdemokratischen Bundes- und Landtagsabgeordneten auf, um zu berichten und zu diskutieren.

1973 gaben sich die örtlichen Sozialdemokraten erstmals eine eigene Satzung. Bis dahin galten die  Statuten der übergeordneten Gremien. Der Ortsverein hatte inzwischen 85 Mitglieder, davon 24 unter 30 Jahren.

Die Jungsozialisten organisierten einmal wöchentlich in der Turnhalle an der Freiheitsstraße einen Sportabend, der für jedermann zugänglich war. Tatsächlich wurde das Angebot auch von Nichtmitgliedern häufig genutzt.  Für etwas Aufruhr im Dorf sorgte eine Aktion der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten, mit der der Versuch unternommen wurde, die katholische Grundschule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Die Abstimmung wurde eingeleitet und von der Verwaltung mitten in die Sommerferien gelegt, mit der Folge, dass sich kaum jemand an der kaum bekannten Entscheidungsfindung beteiligte und alles beim Alten blieb. Die Grundschule in Henrichenburg ist bekanntlich auch heute noch eine der beiden konfessionellen Angebotsschulen in Castrop-Rauxel.

logo henrichenburgNach der kommunalen Neuordnung im Jahre 1975 schickte der Henrichenburger SPD-Ortsverein  Gustav Kloß und Bernhard Holtröhr in den Rat der Stadt Castrop-Rauxel.

Insbesondere  Kloß setzte sich Ende der 1970er Jahre für einen Generationswechsel im Ortverein und auch bei der Vertretung im Rat der Stadt ein. Anfang 1979 löste ihn Manfred Richter als Ortsvereinsvorsitzender, der auch nach der Kommunalwahl im Jahre 1979 in den Rat der Stadt  einzog. Ein weiteres Mandat erhielt damals Burkhard Kapteinat, der den Ortsteil noch heute auf sozialdemokratischer Seite im Rat vertritt und dort inzwischen die SPD-Fraktion als Vorsitzender führt.

Da Manfred Richter seinen Wohnsitz aus familiären Gründen 1982 ins Sauerland verlegte, stand zu diesem Zeitpunkt ein weiterer Wechsel an: Walther Winkelmann wurde Vorsitzender der Henrichenburger Sozialdemokraten. Er wurde vom Ortsverein 1984 für den bis dahin von Richter innegehaltenen Bezirk als  Ratskandidat nominiert und sodann über die Reserveliste der SPD in die Gemeindevertretung gewählt. Ab 1988 saß Norman Widmann den örtlichen Sozialdemokraten vor, der 1989 auch für das Kommunalparlament kandidierte. Allerdings vertrat in der Zeit zwischen 1989 und 1994 Burkhard Kapteinat die Ortsteilinteressen auf SPD-Seite allein im Rat, da die Mehrheitsverhältnisse kein zweites Mandat hergaben. Kapteinat  gehörte im Laufe der Jahre u. a. dem Jugendwohlfahrts- bzw. später dem Jugendhilfeausschuss, dem Kulturausschuss, dem Rechnungsprüfungsausschuss, dem Werksausschuss und dem Haupt- und Finanzausschuss an.

Walther Winkelmann war auch in der Ratsperiode ab 1984 noch Mitglied  der SPD-Fraktion und zwar als sachkundiger Bürger im Schulausschuss; ebenso  Norman Widmann als sachkundiger Bürger im damaligen Ausschuss für stadteigene Betriebe.

 

SPD-Direktmandat in Henrichenburg

Während es 1979, als einer der beiden Henrichenburger Wahlkreise noch mit Teilen von Habinghorst verbunden war, zuletzt und einmalig nach der Eingemeindung  gelang, einen der beiden Wahlkreise direkt zu erobern, zogen die SPD-Vertreter anschließend nur noch über die Liste in den Rat der Stadt ein. 1994 gelang es dann Norman Widmann mit einem Vorsprung von 14 Stimmen erstmalig, einen der beiden Wahlkreise (Nr. VII) direkt  zu gewinnen, die sich ausschließlich aus der Ursprungsgemeinde  zusammensetzten. Burkhard Kapteinat errang 1994 – ebenfalls direkt – neben dem Ratsmandat einen Sitz im Kreistag des Kreises Recklinghausen, den er in den Folgejahren auch in der Verbandsversammlung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet vertrat.

Nachdem die SPD 1999 in allen Ruhrgebietsstädten, so auch in Castrop-Rauxel erheblich eingebrochen war, gab es von diesem Zeitpunkt an nur noch ein Mandat über die Reserveliste für die Henrichenburger Sozialdemokraten, das von Kapteinat innegehalten wurde. Seit 1999 gehört Dr. Ronald Jankovics aus dem SPD-Ortsverein Henrichenburg der Ratsfraktion als sachkundiger Bürger im Verwaltungsrat des städtischen Eigenbetriebes (inzwischen  EUV, Anstalt öffentlichen Rechts) an. Ronald Jankovics ist auch stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Castrop-Rauxel.

Durchgängig legten die Sozialdemokraten Wert auf den Erhalt der Kindergartenplätze, sowohl in der Einrichtung der katholischen Kirche als auch in dem der Arbeiterwohlfahrt an der Hedwig-Kiesekamp-Straße.

Ein  Schwerpunkt der politischen Arbeit im Ortsteil war immer wieder die  Verkehrssituation. Bereits sehr früh wurde die Forderung nach einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Freiheitsstraße formuliert oder die Entschärfung der Kreuzung B 235/Hagenstraße /Freiheitsstraße gefordert. Ein Anliegen war den Sozialdemokraten immer wieder auch die Verkehrsberuhigung im Ortsteil Becklem. Man hat sich für  Einrichtung von „Tempo-30-Zonen“ im gesamten Ortsteil engagiert. Nach wie vor wird für eine bessere und sicherere Anbindung an das Castrop-Rauxeler Radwegenetz gekämpft.

Traditionell treffen sich die Mitglieder einmal jährlich, um an unterschiedlichen Orten in Henrichenburg dazu beizutragen, dass wild entsorgter  Müll verschwindet.

Bis 2004 hat es immer wieder eher unregelmäßige Stadtteilzeitungen gegeben, mit denen die SPD Henrichenburg Öffentlichkeitsarbeit betrieb. Lärmschutz an der Autobahn war stets ein wichtiges Anliegen, ebenso wie der Erhalt des Sportplatzes in wettbewerbsfähigem Zustand. Noch immer wird nach der Möglichkeit zur Realisierung eines zusätzlichen Bolzplatzes gesucht.

Im Jahre 2001 kandidierte Norman Widmann nicht mehr für das Amt des Ortsvereinsvorsitzenden. Nachfolger wurde Frank Stöckler, der sich nach einem knappen Jahr aus beruflichen Gründen wieder zurückzog und von Carsten Kreutz abgelöst wurde. Kreutz kandidierte im Jahre 2004  im Wahlkreis VII für ein Ratsmandat, während sich Burkhard Kapteinat erneut im Wahlkreis VIII (u.a. Becklem) bewarb. Leider konnte nur Kapteinat über die Reserveliste einziehen.

Aufgrund beruflicher Veränderung und damit verbundenem Wohnsitzwechsel wechselte Carsten Kreutz im Jahre 2006 nach Bochum. Seine Nachfolge im Ortsvereinsvorsitz trat Babara Wieschus an, die im Jahre 2009 aus persönlichen Gründen nicht mehr für das Amt der Vorsitzenden kandidieren mochte. Seither wird der Henrichenburger Ortsverein von Britta Schewe geführt, die sich auch um ein Ratsmandat im Wahlkreis VII (Henrichenburg Mitte – östlich der B 235 und Denrodtstraße) bewirbt.